Das Beschäftigen mit Orten des Erinnerns ist ein expandierendes Feld in der internationalen Geographie, in dem das aus den deutschsprachigen Kulturwissenschaften stammende Konzept des kulturellen Gedächtnisses von Aleida und Jan Assmann bisher wenig Beachtung gefunden hat. In ihrem neuen Open-Access-Artikel „Was sind kulturelle Gedächtnisräume? – Erinnern, Raum und das kulturelle Gedächtnis nach Aleida und Jan Assmann“, der in einer Special Issue der Geographica Helvetica zum Thema „German Theory“ erschienen ist, hebt Elena Hubner aber gerade die Bedeutsamkeit des Konzeptes hervor, um nach den Entstehungs- und Funktionsmechanismen von Gedächtnisräumen zu fragen. Ausgehend von der Annahme, dass Gedächtnisräume kein Speicher, sondern nur ein Anker von Erinnerungen sein können, entwickelt der Beitrag eine raumbezogene Konzeption kultureller Gedächtnisräume, die sich aus den Grundzügen des kulturellen Gedächtnisses ableitet. Dabei werden die folgenden vier Merkmale herausgearbeitet: Kulturelle Gedächtnisräume sind (1) dynamisch und (2) gegenwartsbezogen, (3) Träger der Erinnerung, (4) in denen sich individuelle Erinnerungen mit dem kulturellen Gedächtnis verschränken.
Hubner, E. (2023): Was sind kulturelle Gedächtnisräume?–Erinnern, Raum und das kulturelle Gedächtnis nach Aleida und Jan Assmann. Geographica Helvetica, 78(1), 143-155, DOI: 10.5194/gh-78-143-2023