Umweltwandel und Ressourcennutzung in Südindien. Diskurse und Genderperspektiven im ländlichen Kerala
Leitung: | Prof. Dr. Matthias Schmidt (Universität Augsburg) |
Team: | Korinna Klasing, M.A. |
Jahr: | 2018 |
Förderung: | Eigenfinanzierung, Graduiertenakademie der LUH |
Laufzeit: | 2014 - 2018 |
Ist abgeschlossen: | ja |
Im Fokus des Forschungsvorhabens steht die Untersuchung ländlicher Genderperspektiven und Ressourcennutzung in Südindien unter sich wandelnden Umweltbedingungen. Insbesondere die Küstenregion des Bundesstaates Kerala steht aufgrund ihrer hohen Bevölkerungsdichte und naturräumlichen Besonderheiten gegenwärtig vor großen Herausforderungen. Stärkere Tidenhübe, zeitliche Verschiebungen des Monsuns, extreme Hitze und veränderte Niederschlagsmengen sind Umweltveränderungen, die in der Folge u.a. Überschwemmungen, Landerosionen und Dürre mit sich bringen und die Lebenswirklichkeiten der lokalen Bevölkerung beeinflussen. Darüber hinaus stellen Auswirkungen des intensivierten Backwaters-Tourismus sowie eine Diversifizierung von Erwerbsmöglichkeiten, ein beschleunigter Konsumwandel und politisch initiierte Modernisierungsmaßnahmen vielfältige Heraus-forderungen für die Menschen entlang der Backwaters dar. Sie müssen neue Strategien hinsichtlich ihres Siedlungsraumes, der Ressourcennutzung sowie ihrer soziokulturellen und wirtschaftlichen Organisation entwickeln. Maßnahmen der indischen Bundesregierung zur Eindämmung der mit den Umweltveränderungen verbundenen Gefahren sind für den Bundesstaat Kerala zwar angekündigt, werden aber aufgrund mangelnder finanzieller Mittel zunächst auf Regionen von größerem wirtschaftlichen Interesse, wie etwa Gebiete mit intensivem Reisanbau, beschränkt und nur mit großer zeitlicher Verzögerung umgesetzt.
Die Untersuchungsregion des Vorhabens konzentriert sich auf eine Insel im Ashtamudi Lake, Distrikt Kollam, in den südlichen Ausläufern der Backwaters. Dieses von Kanälen durchzogene und im Delta des Kallada River gelegene Gebiet weist eine extreme Anfälligkeit gegenüber den oben genannten Umweltveränderungen auf.
Vor diesem Hintergrund möchte das Forschungsvorhaben empirisch untersuchen, wie die Bevölkerung der Küstenregion Keralas die Konzepte „Umwelt“ und „Ressourcen“ für sich konstruiert und (klimabedingte) Veränderungen ihrer Umwelt lokal wahrnimmt. Auf Grundlage von qualitativen Interviews, standardisierten Haushaltsbefragungen und teilnehmender Beobachtung soll analysiert werden, wie mit den Folgen der Bedrohungen ihrer Lebensgrundlagen umgegangen wird und welche eigenen Anpassungs- und Bewältigungsformen unabhängig von den Vorgaben der Regierung bestehen bzw. entwickelt werden. Aufgrund des im indischen Vergleich hohen Bildungsniveaus in Kerala kann davon ausgegangen werden, dass neben lokalem bzw. traditionellem Wissen über Umwelt- und Klimabedingungen auch mediale Informationen und Diskurse von der Bevölkerung verstärkt aufgenommen und verarbeitet werden. Von besonderem Interesse für das Forschungsvorhaben ist dabei die Untersuchung von Genderperspektiven.
Das Forschungsprojekt liefert mit seiner Analyse lokaler, ruraler Mensch-Umwelt-Beziehungen unter sich wandelnden Umweltbedingungen einen differenzierten Blick auf Entwicklungsperspektiven. Dieser kann politischen Entscheidungsträgern und Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit helfen, die Lebenswirklichkeiten lokaler Bevölkerungen – nicht nur in Südindien – optimaler in ihre Arbeitsprozesse einzubinden.
Wissenschaftliche Vorträge
- Klasing, K.: Cross-cultural und cross-language research im ländlichen Kerala, Südindien: Kritische Reflexion zur Methodik einer Feldforschung. Humangeographisches Kolloquium der Universität Augsburg. 19.07.2017, Augsburg.
- Klasing, K.: Always someone else to blame? Socio-ecological perspectives on changing livelihoods in coastal Kerala, South India. 7th Nordic Geographers Meeting (NGM). Stockholm, Schweden, 18.-21.06.2017.