Entwicklungspotentiale und Risiken veränderter Austauschprozesse im Grenzgebiet Kasachstan-Kirgistan-Xinjiang

Strategien effektiver Nutzung limitierter Natur- und Humanressourcen in Lebensräumen am Rande der Ökumene sind durch politische, sozioökonomische und ökologische Transformationen beeinflusst und bedroht. Jüngste Liberalisierungen und verstärkter Austausch von Menschen, Ideen und Gütern in der Folge postsozialistischer Transformations- und Globalisierungsprozesse bedeuten Chancen und Risiken. Sie sind verbunden mit dem Auftreten neuer Akteure im Wettbewerb um Ressourcen, mit Neubewertungen von Natur- und Humanressourcen sowie Neuverhandlungen von Besitz- und Nutzungsrechten, aber auch mit Verschiebungen von Machtpositionen und der Gefahr neuer Konflikte. Die Durchlässigkeit der ehemals geschlossenen Grenze zwischen (post)sowjetisch Mittelasien und der VR China eröffnet neue Absatz- und Austauschmöglichkeiten und bewirkt eine Neuorientierung von Handelsbeziehungen und Güterströmen.

Neben der Untersuchung gewandelter Strategien des Ressourcenmanagements analysiert dieses Projekt Ursachen, Verlauf und Folgen von Konflikten um Land- und Naturressourcen vor dem Hintergrund aktueller Grenzöffnungen, politischer Neupositionierungen und ökonomischer Neustrukturierungen in Crossroads Asia. Hierdurch sind Rückschlüsse auf Machtverhältnisse sowohl in lokalen Gemeinschaften als auch auf übergeordneten sozialen Ebenen möglich. Ein weiterer Fokus liegt auf den Netzwerken, die essentiell für Austauschprozesse von Gütern, Menschen und Vorstellungen sind sowie Zugänglichkeiten erleichtern und Eintrittsbarrieren senken, insbesondere über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Des Weiteren sollen die ausgeklügelten Mobilitätsmuster als Teil von Strategien der Ressourcennutzung und Lebenssicherung sowie die Mobilität von Menschen, Gütern und Ideen zwischen Nationalstaaten und Regionen untersucht werden.

Für die Datensammlung und -analyse werden verschiedene Methoden der empirischen Sozialforschung wie standardisierte Befragungen, Experten- und biographische Interviews sowie Kartierungen auf Basis eigener Erhebungen und der Auswertung von Satellitenbildern angewandt. Das Vorhaben soll in lokalen Gemeinschaften in der Grenzregion Kasachstan-Kirgistan-Xinjiang sowie in den zentralen Knotenpunkten der Netzwerke und Austauschprozesse (Almaty, Bischkek) umgesetzt werden.

Das Teilprojekt ist eingebunden in das Kompetenznetzwerk Crossroads Asia, das  einen neuartigen regionalwissenschaftlichen‘ Ansatz verfolgt, der wissenschaftliche Forschung zu thematisch begründeten ‚Figurationen‘ in den Vordergrund stellt. Der geographische Untersuchungsraum dieses Kompetenznetzwerks reicht vom östlichen Iran bis Westchina und vom Aralsee bis nach Nordindien. Allerdings wird von konkret thematisch definierten Kausal- und Funktionszusammenhängen – Figurationen – ausgegangen, deren Erstreckung gegebenenfalls weniger weit oder auch wesentlich weiter reichen kann als die oben skizzierte geographische Region. Die neue regionalwissenschaftliche Perspektive erlaubt eine Orientierung an einem konkretisierten, durch das Erfahren, Imaginieren und Handeln von Menschen in jeweils thematisch definierten Kontexten konstituierten Raum.

Publikationen

• Alff, H.; Benz, A.; Schmidt, M. (2014): Mobilities in Asian contexts. In: Internationales Asienforum 45, 1-2, S. 7-23.
• Schmidt, M. (Ed.) (2014): Aktuelle Forschungen zu den Mensch-Umwelt-Verhältnissen in Kirgistan. Hannoversche Geographische Arbeiten 62. Münster: Lit.
• Schmidt, M. (2014): Wandlungen von Natur und Gesellschaft in Kirgistan. In: Schmidt, M. (Ed.): Aktuelle Forschungen zu den Mensch-Umwelt-Verhältnissen in Kirgistan. Hannoversche Geographische Arbeiten 62. Münster: Lit, S. 1-10.
• Schmidt, M. (2014): Lebensunterhaltssicherung, Armut und Ver¬wundbarkeit im zentralen Tien Schan. In: Schmidt, M. (Ed.): Aktuelle Forschungen zu den Mensch-Umwelt-Verhältnissen in Kirgistan. Hannoversche Geographische Arbeiten 62. Münster: Lit, S 101-116.
• Schmidt, M. (2013): (K)ein Ende der Transformation: Zentralasien zwischen Postsozialismus und Globalisierung. In: Geographische Rundschau 65, 11, 4-10.
• Osmonova, K.; Schmidt, M. (2013): Astana: Arbeitsmigranten in der neuen Hauptstadt Kasachstans. In: Geographische Rundschau 65, 11, 26-31.
• Schmidt, M. (2012): Micro-level analysis of well-being in Central Asia. In: Asien - The German Journal on Contemporary Asia 125, 107-109.
• Schmidt, M. (2012): Changing human–environment interrelationships in Kyrgyzstan's walnut-fruit forests. In: Forests, Trees and Livelihoods, 21, 4, 253-266.
• Schmidt, M., Dörre, A. (2011): Changing meanings of Kyrgyzstan’s nut forests from colonial to post-Soviet times. In: Area 43, 3, 288-296.
• Alff, H.; Schmidt, M. (2011): Seidenstraße 2.0? Handel und Mobilität im Grenzraum Kasachstan – Kirgisistan – Xinjiang. In: Osteuropa 61, 11, 63-76.

Wissenschaftliche Vorträge

• Schmidt, M.: Aktuelle Forschungsfragen in den Zentralasienstudien (Panel). Hamburg, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, 2. Interdisziplinärer Zentralasientag, 05.12.2014.
• Schmidt, M.: Zentralasien zwischen Klimawandel, Transformation und Globalisierung. Berlin, Fachtag Geographie, 22.11.2014.
• Schmidt, M.: Herausforderungen für das Wassermanagement in Zentralasien. Berlin, Freie Universität, 29. Berliner Sommer-Uni, 27.08.2014.
• Schmidt, M.: Ressourcenmanagement im globalen Süden und Norden: Herausforderungen für die Humangeographie. Augsburg, Institut für Geographie, 18.07.2014.
• Schmidt, M.: Current mobilities in Central Asia. Berlin, Freie Universität, Internationaler Workshop “On the Road: Bioarchaeological and cultural scientific aspects of non-sedentary communities”, 15.05.2014.
• Schmidt, M.: Central Asia’s environment under stress: reflections from political ecology. Grenoble (Frankreich), Université Joseph Fourier, 21.02.2014.
• Schmidt, M.: Transformation – Herausforderungen für die Sozialgeographie. Bayreuth, Geographisches Institut, 11.12.2013.
• Schmidt, M.: Zentralasiens Umwelt im Spannungsfeld von Klimawandel, Globalisierung und Neoliberalisierung. Passau, Deutscher Geographentag, 05.10.2013.
• Schmidt, M.: Transformation der Mensch-Umwelt-Beziehungen im postsozialistischen Zentralasien. Berlin, Institut für Geographische Wissenschaften, Freie Universität Berlin, 11.12.2012.
• Schmidt, M.: Old and New Mobilities in Asia. Panel Chair, Köln, 32nd International Geographical Congress, 30.08.2012.
• Schmidt, M.: Micro-Level Analysis of Well-Being in Central Asia. Organizer and Chair of International Conference, Berlin, German Institute of Economic Research, 10.05.2012.
• Schmidt, M.: Risks in Post-Socialist Environments of Central Asia. Bonn, Geographisches Institut, Universität Bonn, 17.04.2012.